(Zu) Engagierte Eltern und die Folgen!
Auch hier in der kleinen Pony Welt sieht man es leider immer und immer wieder, Eltern, die ihre Träume in den eigenen Kindern verwirklichen möchten, schlimm nur, wenn die Kinder dann noch so jung sind, dass sie überhaupt nicht in der Lage sind, diese Träume zu erfüllen.
Den wenigsten Eltern würde einfallen, eine 3- oder 4-Jährige schon in die Grundschule zu schicken, beim Reiten ist dies leider keine Seltenheit.
Ich bezeichne die Reitpädagogik für Kinder von 2-6 Jahren immer als „Kindergarten“. Die Kinder können hier, denn spielerischen Umgang, mit und auf dem Pony, ohne jeglichen Druck kennenlernen und einfach auf sich wirken lassen! Viele Kinder im Alter von 6 Jahren sind schon physisch und psychisch soweit entwickelt, dass sie in der Grundschule eingeschult werden können, manche Eltern warten aber auch noch, bis die Kinder 7 Jahre sind. Genauso ist es auch beim Reiten lernen. Klassischer Reitunterricht, vergleichbar mit der Grundschule, macht erst Sinn, wenn die Kinder die körperliche und geistige Reife dafür haben.
Es ist fatal, wenn die Kleinen noch nicht schulreif sind, dann eingeschult und dann nicht individuell nach ihrem Entwicklungsstand gefördert werden! Frust, Angst, Unlust und Schule als „unangenehme Verknüpfung“ manifestieren sich im Kopf der Kleinen.
Genauso ist es, wenn Eltern sich wünschen, dass ihre Kinder im kindergartenalter, schon „konventionellen“ klassischen Reitunterricht erhalten und „richtig Reiten lernen“. Die Kinder sind dann schnell überfordert und verlieren denn Spaß! Klassischer Reitunterricht beginnt meist an der Longe, hier sind die Kinder auch gleich mehreren Kräften ausgesetzt. Zum einen der Zentrifugalkraft, zum anderen die Kräfte die auf die Wirbelsäule, die Sehnen, Muskeln und Bänder der Kinder wirken. Eine Longen Stunde dauert in der Regel zwischen 30 und 45 Minuten. In dieser Zeit sitzt das Kind, meist in allen 3 Gangarten am Pferd oder Pony. Das ist für Kinder im Kindergartenalter schon eine lange Zeit. Auch wenn man sich klar macht, dass die Konzentrationszeit ungefähr dem doppelten Alter in Minuten entspricht. Beim Longieren sind die Kinder zudem ständig der Zentrifugalkraft ausgesetzt, außerdem dem Schwung des Pferdes/Ponys! Im Schritt ist dies meist unproblematisch, im Trab oder Galopp stellt es aber eine Belastung dar, für die der Körper der Kleinen auf Dauer nicht ausgelegt ist. Spätfolgen sind nicht auszuschließen. Zudem entspricht der Konzentrationszeitraum dem doppelten Alter in Minuten, das heißt ein 5-jähriges Kind hat eine Konzentrationsspanne von 10 Minuten! Wenn Eltern zum Beispiel, einen 5-Jährigen im Fernsehen sehen, der schwere Gewichte stemmt, sagt einem der gesunde Menschenverstand:“ Das kann doch für ein so kleines Kind nicht gesund sein“. Beim Reiten ist dies aber etwas schwieriger, denn die Kräfte die dort auf das Kind wirken können, sind nicht so offensichtlich, wie Hanteln mit Gewichtsangaben.
Was wünschen sich Eltern nun für ihre Kinder? In erster Linie sollen die Kinder doch spielerisch auf das spätere Lernen vorbereitet werden, sei es in der Schule, oder Reitschule.
Wer mit Spaß und Freude etwas tut, lernt zudem viel schneller und leichter. Und Kinder spielen nun mal gerne. Deswegen kann ich nicht nachvollziehen, wie mache Eltern, überengagiert, ihre Kinder im Kindergarten oder sehr frühen Grundschulalter schon zu den klassischen Longen,- oder Abteilungsreiten schicken. Der Unterricht ist meist sehr klar strukturiert und die klassische Reitausbildung steht im Vordergrund. Leider verbinden die wenigsten Reitschulen die klassische Reitausbildung mit dem „Spieltrieb und dem Wissensdurst“ der Kinder! Das ist sehr schade, weil es grundsätzlich möglich ist, aber es ist eben schon „unkonventionell“.
Ein gutes Beispiel, dass für einen ganz spielerischen Reiteinstieg spricht, ist die Frage ob Eltern ihr Kindergartenkind direkt in die Oberstufe einschulen würden. Natürlich nicht!!! Und warum sollten die Kinder dann auf einem gesattelten Großpferd mit Zügeln das Reiten lernen???? Die Anforderungen an Abiturienten sind völlig anders als an Grundschüler.
Zwischen Krippenzeit und Abitur ist so eine große Spannweite, da ist es auch völlig klar, dass kleine Kinder im Kindergartenalter nicht nach kurzer Zeit die „klassische Reitausbildung“ hinter sich bringen oder „erfolgreich absolvieren“.
Auch im Grundschulalter wird den Kleinen das Lesen, Schreiben und Rechnen noch ganz spielerisch beigebracht..... später ist dies dann (meistens, leider) nicht mehr so.
Zu engagierte Eltern von kleinen Kindern bewirken also meist das Gegenteil. Die Kinder, die schnell „richtig reiten“ lernen sollen, sind schnell überfordert, oder gelangweilt, es fehlt an Motivation und sie verlieren den Spaß am Pony/Pferd. Und ich denke dies, also der Spaß und das Vergnügen sollten immer im Vordergrund stehen, egal ob reitende Kinder oder reitende Erwachsene. Denn dann kommt der Rest von ganz alleine!
Wer den Spaß am Pferd frühzeitig verliert und sich deswegen vorzeitig von diesem tollen Hobby verabschiedet, weiß später nicht was er alles verpasst hat, oder hätte erreichen können.
Umso wichtiger ist es, dass sich Eltern die passende Krippe, Kindergarten und Schule aussuchen.... oder eben die passende Reitschule bzw. zuerst den passenden „Reitkindergarten“
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